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(c) Ruth Bruckner

 

Pädagogisches Konzept

 

Instrumentalunterricht ist ein sehr individueller Einzelunterricht, den man nicht in ein Schema pressen sollte. Wie der Unterricht aufgebaut wird, hängt vom Alter, der Motivation, dem Lerntempo, der Vorbildung und der Begabung ab. Ich möchte zu einigen Bereichen ausführen, was mir wichtig ist.

 

 

Haltung und Spielbewegung:

 

Grundvoraussetzung für ein freies, lockeres Musizieren ist eine gesunde Spielbewegung, die eine entsprechende Haltung voraussetzt. Als Geiger und noch mehr als Bratschist sollte man diesem Punkt zu jeder Zeit eine besondere Beachtung schenken. Deshalb liegt es mir sehr am Herzen, eine möglichst natürliche Haltung und Spielbewegung zu erreichen und zu festigen.

 

Dabei gibt es Bereiche, die

a) individuell angepasst werden müssen (Kinnhalter, Stütze, Größe des Instruments).

b) Spielraum erlauben (Neigung des Instruments, Ausrichtung nach vorne oder seitlich).

c) keine Kompromisse dulden (gerades linkes Handgelenk, runder rechter Daumen).

 

Ich scheue nicht davor zurück, alle möglichen „Tricks“ anzuwenden. Zum Beispiel stelle ich die Kinder auch einmal auf eine wackelige „Fun-Disc“, lasse sie ein Stoffmäuschen in der rechten Hand mitnehmen oder klebe einen Zwerg an das linke Handgelenk. Als Mutter eines linkshändigen Cellisten bin ich auch offen für die Problematik der Linkshänder. Ein Seminar „Musizieren mit links“ hat mir interessante Anregungen zu diesem Thema gebracht.

 

 

Rhythmus und Taktgefühl:

 

Ohne Rhythmus geht gar nichts! Deshalb ist es wichtig, von Beginn an Rhythmusgefühl im Körper zu verankern und ein gutes Taktgefühl zu üben. Es lässt sich sehr gut kombinieren mit Übungen zur Geigen/Bratschenhaltung. Rhythmussprache, Rhythmuszüge oder Spiele mit Rhythmuskarten sind bewährte Hilfen beim Lernen der Notenwerte. Auf Anregung meiner beiden Schlagzeug spielenden Söhne verwende ich auch gerne das Material, das mir dadurch zur Verfügung steht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Kinder den Rhythmus über die Melodie mitlernen und nicht wirklich lesen. Deshalb trenne ich ihn gerne Rhythmus und Melodie und übe das Lesen mit Sprechen, Bodypercussion, Trommeln oder Dirigieren.

 

 

Intonation und Ausdruck:

 

Intonation ist der ständige Begleiter jedes Streichers, deshalb sollte man von Anfang an darauf achten und die Kinder sensibel dafür machen. Es muss aber auch sehr behutsam passieren und erfordert viel Geduld.

Das Spiel ohne Noten nach Gehör und Echospiele mit Vor- und Nachspielen haben sich zur Sensibilisierung für die Intonation sehr bewährt. Ich finde auch, man sollte möglichst bald und viel mit den Kindern zusammen spielen. Sie korrigieren dabei oft von sich aus („zuwipassen“) und übernehmen unbewusst musikalische Phrasen und Ausdruck. Ausserdem macht es mehr Spaß, zu zweit zu musizieren.

 

Eine gute Tonvorstellung entwickelt sich meiner Erfahrung nach meistens erst mit der Zeit und manchmal überraschend plötzlich. Deshalb bin ich dafür, die Kinder auch mal drauflospielen zu lassen. Mit dem Ausdruck zu arbeiten macht den Kindern fast immer viel Spaß und lässt ihre Kreativität aufleben. Nachdem man die technische Seite beherrscht, ist das oft wie eine Belohnung, mit der ein Stück den letzten Schliff bekommt.

 

 

Notenlesen:

 

Als Spieler eines „klassischen“ Instruments ist es wichtig, gut vom Blatt lesen zu können. Sobald die Kinder in die Schule gehen und Schreiben und Lesen lernen, sind sie auch reif dafür, das Notenlesen mit dem Spielen des Instruments mitzulernen. Vorher macht es meiner Meinung nach nicht besonders viel Sinn, deshalb arbeite ich mit kleineren Kindern meistens nur nach Gehör und mit Imitation.

 

Mit einem 4-Farben-System für die vier Saiten und entsprechend farbigen Notenhälsen lernen die Kinder das Lesen fast nebenher. Klebepunkte am Griffbrett helfen beim Fingersatz. Bei ((superar)) habe ich aber auch die „El sistema“-Methode kennengelernt, bei der die Kinder durch Vor- und Nachspielen die Stücke auswendig lernen. Dabei haben sie immer das Notenblatt vom Lehrer unkommentiert vor sich liegen. Irgendwann lernen sie so unbewusst das Notenlesen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß manche Kinder auf diese Art unglaublich rasche Fortschritte machen, andere fühlen sich ständig korrigiert und gestresst.

 

 

Theorie:

 

Parallel zum Spielen, Arbeiten an Ausdruck und Intonation sollten die Kinder, ab einem gewissen Alter und Niveau, die musiktheoretischen Hintergründe erfahren und begreifen. Ideal ist es natürlich, einen Theoriekurs zu besuchen. Gerade im Einzelunterricht kann man aber auch in kleinen Dosen Informationen und Übungen einbauen. Da ich auch Theorie unterrichtet habe, verfüge ich über einiges an Material und setze das auch, zur Auflockerung der Stunden, immer wieder gerne ein.

 

 

Einbeziehung der Eltern und Üben Zuhause:

 

Ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Kind und Lehrer, das für eine fruchtbare Arbeit unbedingt nötig ist, baut man im Unterricht am besten allein auf. Da die Kinder einen Großteil der Zeit mit dem Instrument aber zu Hause verbringen, sind auch das Interesse und die Unterstützung der Eltern enorm wichtig. Ihre Rolle ist in diesem Zusammenhang nicht immer leicht – „Wie viel soll ich mein Kinder zum Üben anregen?“- „Wie viel soll ich eingreifen und helfen?“ sind Fragen, die mir oft gestellt werden. Deshalb ist es mir ein Anliegen, nicht nur mit den Kindern, sondern auch mit den Eltern die Vorstellungen in Einklang zu bringen und die Zielsetzung zu besprechen.

 

 

Stundenorganisation:

 

Jede Stunde wird mit Aufwärmübungen begonnen, die den Spieler wieder mit dem Instrument vertraut machen. Bei Anfängern sind das Übungen zur Haltung, bei Fortgeschrittenen Tonleitern sowie Finger- und Bogenübungen. Danach arbeite ich gerne an Technik und Etüden und am Ende jeder Stunde musiziere ich meistens gemeinsam mit dem Schüler, um ihm ein positives Gefühl mitzugeben. Das sind „Rituale“, auf die ich besonderen Wert lege und die meiner Meinung nach den Schülern Sicherheit geben.

 

Material:

 

Es ist mittlerweile eine Reihe sehr guter Violinschulen am Markt und ich benutze sie, um für jeden Schüler einen individuellen Plan zusammenzustellen und mich an ihren Leitfäden zu orientieren.

Für Bratsche transkribiere ich nach wie vor Vieles selbst, obwohl sich auch hier am Angebot von Schulen und Stücken schon einiges verbessert hat.

Ich habe für jeden Schüler eine Mappe angelegt, in denen ich Kopien von den Übungen und Stücken bereit halte, die ich in der nächsten Zeit mit ihm machen möchte. Da ich mir das Material aus mehreren Schulen suche, ist so ein sehr individueller Lernweg möglich und spart auch Kosten für den Schüler.

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